Insulinresistenz und BIA-Messung: Ein innovativer Ansatz zur Früherkennung

Wir leben in einer Zeit, in der Gesundheitsdiskussionen oft um Kalorienzählen, Körperfettanteile und sportliche Leistung kreisen. Doch eine entscheidende Komponente der Gesundheit wird häufig übersehen: das Körperwasser. Es ist der unsichtbare Dirigent in dem komplexen Orchester des menschlichen Körpers, und ein Ungleichgewicht in diesem System kann auf tieferliegende gesundheitliche Probleme hinweisen, wie etwa Insulinresistenz. Ein ausgeglichenes Verhältnis von extrazellulärem zu intrazellulärem Wasser, das idealerweise bei 2:3 liegt, ist ein Zeichen für gute Gesundheit und Homöostase.

In der Welt der Medizinischen Diagnostik spielt die Früherkennung von metabolischen Störungen wie Insulinresistenz eine entscheidende Rolle. Eine Schlüsseltechnologie, die in diesem Zusammenhang immer mehr Aufmerksamkeit erhält, ist die Bioelektrische Impedanzanalyse, kurz BIA.

Die Insulinresistenz, Vorläufer von Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, meistens hervorgerufen durch Übergewicht, kann weitreichende Auswirkungen auf den Wasserhaushalt des Körpers haben. Interessanterweise hat Insulin neben seiner Rolle im Glukosestoffwechsel auch Auswirkungen auf die Nierenfunktion, insbesondere auf die Natriumretention. Diese Funktionen beeinflussen das Volumen des extrazellulären Wassers im Körper, welches wiederum durch die BIA-Messung erfasst werden kann.

BIA-Messung: Einblick in den Wasserhaushalt des Körpers

Durch Anlegen eines schwachen elektrischen Stroms misst die BIA die elektrischen Widerstände oder Impedanzen des Körpers, die je nach Zusammensetzung des Körpers variieren. Die Messung bestimmt den Anteil des Körperwassers, spezialisierte BIA-Systeme können zwischen intrazellulärem und extrazellulärem Wasser differenzieren, was für die Beurteilung des Gesundheitszustandes essenziell ist.

Der Phasenwinkel PA – Ein Indikator für extrazelluläres Wasser

Ein spezifischer Parameter der BIA-Messung ist der Phasenwinkel PA. Veränderungen im extrazellulären Wasser beeinflussen den PA-Wert: Ein Anstieg weist auf den Abbau, eine Abnahme auf die Einlagerung von extrazellulärem Wasser hin.

Praxisbeispiele zeigen den Nutzen der BIA-Messung

Ein eindrucksvolles Beispiel aus der ernährungsmedizinischen Praxis ist der Fall einer 43-jährigen Patientin mit Adipositas Grad 2, die trotz unauffälliger Blutzucker- und HbA1c-Werte eine deutliche Hyperhydratation bei normaler Körperzellmasse aufwies. Eine daraufhin eingeleitete 30-tägige Mahlzeitenersatztherapie führte nicht nur zur Gewichtsreduktion, sondern auch zu einer verbesserten Hydratation und einem Rückgang der Insulinresistenz, gemessen am Homa-Index (vorher 7,4 – nachher 2,4) und Nüchtern-Insulin (von 33,5 auf 10,9).

Ein weiterer Fall ist ein 57-jähriger Patient mit starkem Übergewicht und ausgeprägter Insulinresistenz. Die BIA-Messung zeigt eine deutlich Überwässerung. Auch hier zeigte sich nach einer viermonatigen Ernährungsumstellung und Mahlzeiten-Ersatztherapie eine signifikante Verringerung des extrazellulären Wassers und eine Verbesserung der Insulinresistenz. (Laborwerte: Homa-Index von 6,5 auf 2,9)

Schlussfolgerung

Die Beispiele illustrieren das Potenzial der BIA-Messung als Instrument zur Früherkennung von Insulinresistenz und anderen metabolischen Dysbalancen. Sie bietet einen tieferen Einblick in den Wasserhaushalt des Körpers und ergänzt traditionelle Laborwerte um eine wichtige Dimension. Die BIA bietet somit einen Mehrwert für eine personalisierte medizinische Betreuung und kann einen entscheidenden Beitrag zur Prävention von metabolischen Erkrankungen leisten. In der Kombination mit anderen diagnostischen Verfahren ermöglicht sie eine umfassende Einschätzung des Gesundheitszustandes und eröffnet neue Wege in der Behandlung und Beratung von Patienten mit Stoffwechselstörungen.

Die Integration von BIA-Messungen in die Praxis kann somit einen wesentlichen Beitrag zur Prävention von Stoffwechselkrankheiten leisten und zur Verbesserung der Lebensqualität beitragen.

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Nach oben scrollen