Interpretive

Interpretive

Die Software biasystems.cloud bietet ein einzigartiges Interpretations-Tool an.
Die automatisierte Interpretation der BIA-Ergebnisse hat das Ziel, verlässliche und gültige Aussagen aus den Rohdaten der BIA-Messung abzuleiten und damit dem Benutzer eine genaue Erfassung der Körperzusammensetzung und Monitoring des Patienten während der Behandlung zu ermöglichen.

„Die Bioimpedanzanalyse ist keine Methode zur Definition einer klinischen Diagnose, sondern eine diagnostische Methode zur Beschreibung eines zellulären Funktionszustandes, letztendlich des Gesundheitszustandes des Körpers.“

Vorgehensweise biasystems.cloud und die möglichen Interpretationshilfen

Ein Beispiel aus einer ernährungsmedizinischen Praxis veranschaulicht die Effektivität der Evaluierung der Körperkomposition als Fundament für eine medizinisch basierte Gewichtsreduktion:
34-jährige Patientin mit dem Wunsch, ihr Gewicht zu reduzieren.

1 - Betrachtung der anthropometrischen Daten

Gewicht: 93 kg
Körpergröße: 178 cm

2 - Berechnung des BMI (Body Mass Index)

Berechnung des BMI (Body Mass Index) ergibt 29,4 – damit gilt die Patientin gemäß der BMI-Tabelle als übergewichtig/präadipös.

BMI-Einteilung nach WHO:

  • Starkes Untergewicht                   < 16                
  • Mäßiges Untergewicht               16 – 16,99      
  • Leichtes Untergewicht               17 – 18,49        
  • Normalgewicht                           18,5 – 24,99   
  • Übergewicht/ Präadipositas      25 – 29,99     
  • Adipositas Grad I                        30 – 34,99     
  • Adipositas Grad II                       35 – 39,99     
  • Adipositas Grad III                      > / =  40         

Anmerkung: Der BMI-Wert sagt nur etwas über die gesamte Körpermasse aus. Er berücksichtigt weder Körperbau noch die Verteilung von Körperfett, Körperwasser und Muskelmasse. Ein gut trainierter Sportler mit großer Muskelmasse kann den gleichen BMI haben wie ein untrainierter Mensch mit wenig Muskeln und viel Körperfett. Auch Wassereinlagerungen erhöhen den BMI.

3 - Durchführung der BIA-Messung

Durchführung der BIA-Messung (SF, Frequenz 50 [kHz], Liegendmessung mit 4 Hautelektroden) Die gemessenen Impedanz-Werte ergeben für Reaktanz (R) 50 Ohm und für Resistanz (Xc) 502 Ohm. Der Wert für den Phasenwinkel (PhA) beträgt 5,7°

Standard-Impedanzwerte für Frauen (Population ohne Pathologien und Hydratationsstörungen) zwischen 23-34 Jahren:

  • Resistanz R 582 +/ – 60
  • Reaktanz Xc 66,8 +/ – 10,3
  • PhA 6,6 +/ – 0.9

Anmerkung: Allein aus den gemessenen Werten für Reaktanz und Resistanz lassen sich keine präzisen Angaben zur Körperzusammensetzung machen. Die Messwerte sind abhängig von der Länge des Leiters (Körpergröße) und Ihrem Verhältnis zueinander.

4 - Eingabe der Messwerte in die Software biasystems.cloud

Die biasystems.cloud-Analyse liefert schnell, präzise und medizinisch zuverlässig die wichtigsten Parameter der Körperzusammensetzung. Die Darstellung der Messergebnisse in Bezug auf ihre Referenzbereiche erleichtert bei der Status-Erhebung und der Therapieüberwachung.

In unserem Beispiel:
Die mit klinisch validierten Formeln berechneten Messergebnisse ergeben einen guten Ernährungszustand mit einem erhöhten Wert für Körperzellmasse BCM und FFM und einen überdurchschnittlichen Wert für die Fettmasse.

Anmerkung: Grundsätzlich empfehlenswert ist die Betrachtung der Bodyvector und Bivagraph-Analyse. Wenn aus der Bodyvector-Analyse eine normale Hydratation hervorgeht, können die quantitativen Ergebnisse ohne Probleme genutzt werden. Wenn Über- oder Unterwässerung (Hyper-oder Dehydratation) vorliegt, muss entsprechend vorsichtig mit den quantitativen Aussagen (insbesondere der Köperfettmasse) umgegangen werden.

5 - Messergebnisse in Bodyvector® und Bivagraph®

Sofortige, visuell analoge Beurteilbarkeit der Körperkomposition nach Hydratation und Nutrition und deren Veränderungen (De-Hydratation, Hyper-Hydratation, Überernährung, Unterernährung)

Im Beispiel liegt der Vector im Bodyvector® am oberen Rande der 95% Ellipse der Normalverteilung, somit Ausdruck eines erhöhten Anteiles an extrazellulärem Wasser, sprich Hyperhydratation.

Im Beispiel: Der Messpunkt liegt im Bivagraph® im Normalbereich und ist Ausdruck für einen guten Ernährungszustand.

6 - Interpretive

Die Software biasystems.cloud liefert automatisch folgende Auswertung:

BIVA-Analyse in Relation zur Referenzpopulation

Wert für Rz/H erniedrigt als Ausdruck eines erhöhten extrazellulären Flüssigkeitsgehaltes (Hyperhydratation) des Körpers. Wert für Xc/H leicht erhöht als Ausdruck einer höheren und besseren stoffwechselaktiven Körperzellmasse (BCM).

BIVA-Interpretation in Relation zum BMI

Die Befundkonstellation spricht im Zusammenhang mit einem erhöhten BMI (Übergewicht/Präadipositas) für einen erhöhten extrazellulären Flüssigkeitsgehalt des Körpers (Hyperhydratation) und für eine hohe Körperzellmasse bei hoher Körpermasse und -struktur.

Beurteilung des aktuellen Gesundheitsstatus und der prognostischen Risiken

Der Gesundheitsstatus ist bei Präadipositas im Hinblick auf die Nutrition gut oder sogar besser als normal. Die Hydratation ist erhöht im Zusammenhang mit der hohen Körpermasse. Sofern auch eine erhöhte Körperfettmasse vorhanden ist, besteht im Zusammenhang mit einer Präadipositas ein leicht erhöhtes prognostisches Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen und Diabetes mellitus II. Eine Gewichtsoptimierung durch Ernährungsintervention ist bei nachweisbar erhöhter FM empfehlenswert, insbesondere bei vorhandenen Risikofaktoren, oder familiärer Risikobelastung.

Erforderliches BIA-Prozedere zur Analyse

Visuelle Überprüfung der BODYVECTOR®-Position im Nomogramm nach Länge (entspricht der Hydratation) und Lage (PA entspricht der Nutrition). Der Hydratationsstatus kann zusätzlich über den  BIVAGRAPH® überprüft und bestätigt werden. Ergänzend ist ein Abgleich mit den rechnerischen Ergebnissen aus der klassischen BIA zur quantitativen Abschätzung der Körperkompartimente und deren Mengenverhältnis zueinander (BCM, ECM, FM) sehr nützlich, insbes. zur Verlaufskontrolle. Die bildhafte Darstellung der BIA-Ergebnisse ist für die ernährungsmedizinische Beratung immer vorteilhaft. Fettmasse und Hydratation bedürfen der besonderen Beachtung. Bei Vorliegen von Übergewicht oder einer Adipositas wird zur erweiterten Stratifizierung des allgemeinen Langzeitrisikos neben dem BMI noch die Bestimmung des Taillenumfangs und des Verhältnisses von Taillenumfang zur Körpergröße (Waist-to-Height Ratio WHtR) empfohlen.

Beratungsinhalte zu den Ernährungsempfehlungen

Allgemeine Beachtung der Ernährungsregeln und einer regelmäßigen körperlichen Aktivität entsprechend dem klinischen Allgemeinzustand.
Empfehlung zur täglichen Trinkmenge: ca. 2 bis 2,5 l einer kalorienfreien Flüssigkeit, z. B. Mineralwasser.

Beratungsinhalt zur Reduktion einer als erhöht nachgewiesenen Fettmasse. Hinweis: Zwischenmahlzeiten sollten vermieden werden. Bei störendem Hungergefühl empfiehlt sich die zusätzliche Anwendung einer Trinkmahlzeit oder Trinkbouillon. Beachtung einer adäquaten kalorischen Substitution entsprechend dem Ruhe- und Belastungsenergieumsatz (PAL-Faktor). Anwendung der Mischkostmahlzeiten.

Zur Verhinderung einer negativen Stickstoffbilanz ist zusätzlich z.B. nach regelmäßigem und intensivem Sport eine prophylaktische Substitution mit einer hochwertigen Proteinmischung als vorteilhaft und effektiv erwiesen (Anwendung direkt nach dem Sport). Allgemeiner Hinweis: Die Empfehlung zur Höhe der Proteinsubstitution gilt uneingeschränkt auch bei Niereninsuffizienz im Stadium 1 und 2 und im Stadium 5 mit Nierenersatztherapie.

Verlaufskontrollen

Kontrolle von Gewicht, BMI und BIVA zunächst in 2 bis 4-wöchentlichen Abständen, dann 8-wöchentlich und vierteljährlich. Später langfristige Kontrollintervalle entsprechend der individuellen Notwendigkeit.

Kommentar

Die Messwerte liegen innerhalb der 95% Ellipse der Normalverteilung und weichen stärker vom Mittelwert ab. Bei dieser Vector-Position steht die abnorme Hydratation (Hyperhydratation des Körpers) bei guter und höherer Protein-Nutrition und höherer Körpermasse und kräftigem Körperbau im Vordergrund. Es muss genau geprüft werden, welchen Anteil die Fettmasse am Gewicht tatsächlich ausmacht. Bei Übergewicht durch eine erhöhte Körperfettmasse hat die Reduktion der Fettmasse eine besondere präventive und somit prognostische Bedeutung. Hinweis: Die allgemeine prognostische Risikobeschreibung für die Adipositas schließt auch eine MHO (Metabolic Healthy Obesity) ein. Die MHO kennzeichnet eine statische Bedingung mit momentan gutem Gesundheitsstatus trotz erhöhter Körperfettmasse. Unabhängig von anderen Krankheitsrisiken einer Obesitas ist auch die MHO im Langzeitverlauf mit einem höheren Risiko für Metabolisches Syndrom, Diabetes mellitus und Mortalität assoziiert.

7 - Fettfreie Masse Index (FFMI) und Fettmasse Index (FMI)

FFMI/FMI sind gute Risikomarker, auch bei normalem und niedrigeren BMI, z.B. bei Normalgewichts-Adipositas, Risiko für eine Leberzirrhose durch nicht alkoholische Fettleber-Entzündung, Langzeitmortalität. Für die Prävention und Gesundheitsberatung sagt die FFMI-Ratio prognostisch mehr aus als die Fettmasse.
Beachtet man, dass BMI die Summe aus FFMI und FMI ist, kann die Ursache für einen erhöhten oder niedrigeren BMI sowohl bei der einen, der anderen oder bei beiden Komponenten liegen. Der Vorteil durch das gemeinsame Nutzen dieser Indizes besteht darin, dass man das fehlende oder überschüssige Körpergewicht selektiv an der Änderung in der fettfreien Masse oder Fettmasse oder von beiden zusammen beurteilen kann. Die hohe Empfindlichkeit von FMI (bzw. FFMI) bei geringen Änderungen in den Körperfettdepots (bzw. an der Magermasse) im Vergleich zu der Nutzung des BMI oder prozentualem Körperfett als Faktoren, macht diesen als Index zur Erfassung des statischen und dynamischen Ernährungszustandes sowie der Energiereserven interessant. (Schutz, Y., Kyle, U. & Pichard, C. Fat-free mass index and fat mass index percentiles in Caucasians aged 18–98 y. Int J Obes 26, 953–960 (2002). https://doi.org/10.1038/sj.ijo.0802037

Fazit biasystems.cloud Interpretive

biasystems.cloud Interpretive ist in der Lage, ohne die Betrachtung der anthropometrischen Daten der Patientin und ohne Berechnungsformeln eine exakte Analyse aus den Messdaten zu erstellen. Hierbei können Wasserhaushalt und Körperzellmasse präzise bestimmt werden. Das erhöhte Körpergewicht und folglich der hohe BMI ergeben sich aufgrund der erhöhten Körperfettmasse bei gutem Gesundheitszustand. Durch die Erfassung der Zusammensetzung kann frühzeitig einer Mangelernährung und gefährlichen Überwässerung entgegengewirkt werden. Bei Übergewicht durch eine erhöhte Körperfettmasse hat die Reduktion der Fettmasse eine besondere präventive und somit prognostische Bedeutung. Anhand der Ernährungsempfehlungen kann die Therapie Krankheitsrisiken im besten Fall aufhalten, sie kann mit Verlaufsmessungen überwacht und gesteuert werden.

Dieses Interpretationstool wird ausschließlich von BIAsystems angeboten.

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